Was sind Senolytika?
Senolytika sind im Allgemeinen Moleküle, die einen Effekt im Körper entfalten. Sie haben in vielen Studien sehr vielversprechende Ergebnisse gezeigt und unterstützen den Organismus dabei gewisse Funktionen zu erhalten und jung zu bleiben. Die Erklärung dafür ist etwas komplexer. Schauen wir uns erstmal an, wie Senolytika funktionieren und was sie dir und deiner Gesundheit bringen.
Zelltod und Altern
Wahrscheinlich hast du schonmal von der Apoptose gehört, dem programmierten bzw. kontrollierten Zelltod. Der Gegenpart dazu ist die Nekrose, wo Zellen durch schädigende äußere Einflüsse wie beispielsweise Hitze, Kälte, Nährstoff- oder Sauerstoffmangel absterben und dabei auch noch eine Entzündungsreaktion im umliegenden Gewebe auslösen.
Dein Körper besteht wie der eines jeden Menschen aus vielen hundert Millionen Zellen, die jeweils eine bestimmte Funktion haben. Diese Zellen altern über die Zeit hinweg und verlieren damit letztlich ihre Funktion – das ist ein ganz normaler Prozess. Damit die übergeordneten Körperfunktionen erhalten bleiben unterlaufen die Zellpopulationen permanenten Erneuerungsprozessen, wobei sich die Zellen teilen und ausgehend von Stammzellen ersetzt werden.
Der menschliche Körper hat glücklicherweise eine sehr ausgeprägte Monitoring-Fähigkeit, wodurch er die gealterten bzw. seneszenten Zellen erkennt, und diese schonend mittels Apoptose aussortieren kann. Zumindest ist das in einem jungen, funktionierenden Organismus der Fall. Den Begriff Seneszenz kennst du vielleicht schon aus der Teil 7 der Serie “Hallmarks of Aging”. Würde die Masse an seneszenten Zellen erhalten bleiben, wäre das in vielerlei Hinsicht problematisch für dich: sie sorgen für altersbedingte Erkrankungen, Entzündungen, Fehlfunktionen und sogar Krebs.
Im Alter ist das körpereigene Immunsystem nicht mehr in der Lage alle seneszenten Zellen zeitgerecht zu erkennen und die Apoptose einzuleiten. Das Resultat: die Population an seneszenten Zellen nimmt stetig zu. Das liegt aber nicht nur an der altersgeschwächten Funktion des Immunsystems, sondern die Zellen haben auch Mechanismen entwickelt, sich dem Zelltod zu widersetzen. Das beruht auf sogenannten „pro survival networks“ – auch Überlebensnetzwerke genannt. Zudem können die seneszenten Zellen ihre umliegenden Zellen „infizieren“ und diese, auch wenn sie vorher gesund waren, selbst zu Zombie-Zellen werden lassen. Erinnerungen an „The Walking Dead“ werden wach.

Was machen nun Senolytika?
Senolytika sind in der Lage den Prozess der Apoptose zu unterstützen und dem Körper dabei zu helfen, seneszente Zellen zu identifizieren und damit loszuwerden. Sie verhindern dadurch maßgeblich die Anhäufung von alten, funktionslosen Zellen.
Eine aktuelle Studie mit Covid-19 Patient:innen ergab vielversprechende Ergebnisse in dieser Hinsicht. Wie du wahrscheinlich weißt, verläuft die Covid-19 Erkrankung in der Regel schwerer bei Personen in höherem Alter. Dies konnte unter anderem in Zusammenhang mit seneszenten Zellen gebracht werden, die ohnehin ein erhöhtes Entzündungspotential haben und ein ARDS (Atemnotsyndrom des Erwachsenen) begünstigen. Das ARDS ist die häufigste Todesursache einer Covid-19 Infektion. In der Studie wurden Senolytika genutzt, um die Belastung durch seneszente Zellen zu mindern. Das Ergebnis war eine um etwa 50% reduzierte Sterblichkeit in der Versuchsgruppe – das ist doch sehr eindrücklich.
Gibt es natürliche Senolytika?
Ja, generell gilt: alles was deinen Körper gesund und fit hält unterstützt die Funktion der Apoptose. Eine ausgewogene, gesunde Ernährung ist wie so oft ein Schlüssel. Dazu kommen Regeneration in Form von Schlaf und Methoden zum Stressabbau. Körperliche Aktivität darf ebenfalls nicht vernachlässigt werden. Auch viele Lebensmittel enthalten Senolytika. Darunter Äpfel und Erdbeeren, denn darin kommen die beiden senolytischen Moleküle Quercetin und Fisetin vor.
An apple a day, keeps the doctor away.
Der Ausdruck hat also durchaus einen wahren Kern – zumindest was die Zombie-Invasion betrifft.
Ausblick
Die Forschung an Senolytika ist noch ziemlich jung, also wird hier noch einiges erwartet. Bisherige Ergebnisse sind aber bereits recht eindeutig und versprechen viel im Hinblick auf eine gesunde Zukunft. Aufgrund der Tatsache, dass Senolytika natürliche Pflanzenstoffe sind, können sie in vielen verschiedenen Produkten gefunden werden. Wichtig ist zu erwähnen, dass unterschiedliche Mechanismen es möglich machen, unterschiedliche Senolytika zu kombinieren und damit eine erhöhte Wirksamkeit zu erreichen.
Literatur:
- https://www.longecity.org/forum/topic/113334-what-are-senolytics-a-summary-of-senotherapeutics/
- Van Deursen JM. (2014) The role of senescent cells in ageing. 509 (7501): 439-46. doi: 10.1038/nature13193.
- Baker DJ, Wijshake T, Tchkonia T et al. (2011). Clearance of p16Ink4a-positive senescent cells delays ageing-associated disorders. 479 (7372):232-6. doi: 10.1038/nature10600.
- Freund A, Orjalo AV, Desprez PY, Campisi J. (2010) Inflammatory networks during cellular senescence: causes and consequences. Trends Mol Med. 16(5):238-46. doi: 10.1016/j.molmed.2010.03.003
- Ellison-Hughes GM (2020), First evidence that senolytics are effective at decreasing senescent cells in humans. doi: 10.1016/j.ebiom.2019.09.053.
- Camell Christina D. and Yousefzadeh Matthew J. (2021) Senolytics reduce coronavirus-related mortality in old mice. Science 373 (6552). doi: 10.1126/science.abe4832
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