Magnesium Überdosierung

Magnesium ist ein essenzielles Mineral, das an über 300 biochemischen Reaktionen im menschlichen Körper beteiligt ist. Es ist entscheidend für den Energiemetabolismus, unterstützt Herz- und Muskelarbeit und stärkt die Knochen. Typischerweise findet sich Magnesium in der Natur gebunden an andere Elemente, was die breite Palette verfügbarer Magnesiumsupplemente erklärt. In unserem Artikel über Magnesiummangel haben wir dir bereits gezeigt, woran du einen Mangel erkennen kannst und welche magnesiumreiche Lebensmittel dir helfen können, ein Defizit auszugleichen. Doch was passiert, bei dem selteneren Fall, einer Überdosierung von Magnesium? Wie lässt sich eine Überdosierung an Magnesium erkennen und welche Symptome sind damit verbunden? Diese Fragen beleuchten wir in diesem Artikel näher. Für tiefergehende Informationen zum Thema Magnesium verweisen wir auf unseren Übersichtsartikel „Was ist Magnesium?“.

Was ist eine Magnesium Überdosierung?

Eine Magnesium Überdosierung, auch bekannt als Hypermagnesiämie, tritt auf, wenn die Konzentration von Magnesium im Blut den normalen Bereich übersteigt. Die Grenzwerte, die auf einen Magnesiumüberschuss hindeuten, liegen bei mehr als 1,00 mmol/L (2,2 mg/dL).  

Dieses Phänomen ist relativ selten und tritt am häufigsten bei Personen mit eingeschränkter Nierenfunktion oder durch die übermäßige Einnahme von Magnesiumsupplementen auf. Da Magnesium eine entscheidende Rolle in vielen Körperprozessen spielt, einschließlich Muskel- und Nervenfunktion sowie Herzrhythmus, kann ein Überschuss zu einer Reihe von Symptomen und gesundheitlichen Problemen führen.

Symptome einer Magnesium Überdosierung

Die Symptome einer Magnesiumüberdosierung können vielfältig sein und hängen oft von der Schwere der Überdosierung ab. Zu den häufigsten Symptomen gehören:

  • Muskelschwäche und Muskelschmerzen: Ein überhöhter Magnesiumspiegel kann die Muskelkontraktion beeinträchtigen, was zu Schwäche und Schmerzen führen kann.
  • Neurologische Störungen: Dazu zählen Lethargie, Schwindel und in schweren Fällen sogar Bewusstseinsstörungen.
  • Herzrhythmusstörungen: Magnesium beeinflusst die elektrische Aktivität des Herzens, und ein Überschuss kann zu Arrhythmien führen.
  • Niedriger Blutdruck: Magnesium hat eine gefäßerweiternde Wirkung, die den Blutdruck senken kann.

Hintergrund: Die Rolle der Niere bei einer Hypermagnesiämie

Bei eingeschränkter Nierenfunktion kann es zu einer Hypermagnesiämie, also einem erhöhten Magnesiumspiegel im Blut, kommen, da die Nieren eine zentrale Rolle bei der Regulation des Magnesiumhaushalts im Körper spielen. Normalerweise filtern die Nieren Magnesium aus dem Blut und reabsorbieren einen Großteil davon zurück in den Körper, während der Rest über den Urin ausgeschieden wird. Diese fein abgestimmte Balance gewährleistet, dass der Magnesiumspiegel im Körper innerhalb eines gesunden Bereichs bleibt.

Rolle der Nieren in der Magnesiumregulation

Die Nieren regulieren den Magnesiumspiegel im Körper durch zwei Hauptprozesse:

  1. Filtration: Magnesium wird zusammen mit anderen Elektrolyten und Flüssigkeiten durch die Glomeruli, die Filtereinheiten der Nieren, gefiltert.
  2. Reabsorption: Ein Großteil des gefilterten Magnesiums wird in den Tubuli, den Röhrchen der Nieren, wieder in den Körper reabsorbiert. Die Feinabstimmung der Magnesiumreabsorption erfolgt hauptsächlich im dicken aufsteigenden Schenkel der Henle-Schleife sowie im distalen Tubulus.

Auswirkungen bei eingeschränkter Nierenfunktion

Bei eingeschränkter Nierenfunktion ist die Fähigkeit der Nieren, Magnesium effizient zu filtern und zu reabsorbieren, beeinträchtigt. Dies führt dazu, dass weniger Magnesium über den Urin ausgeschieden wird und sich stattdessen im Blut anreichert, was zu einer Hypermagnesiämie führen kann.

TRPM6 in der Niere

Die Reabsorption von Magnesium in den Nieren ist ein komplexer Prozess, der durch verschiedene Transporter und Kanäle vermittelt wird, darunter:

  • TRPM6: Dieser Kanal spielt eine entscheidende Rolle in der Magnesiumreabsorption im distalen Konvolut der Niere. Bei eingeschränkter Nierenfunktion kann die Expression oder Funktion von TRPM6 beeinträchtigt sein, was die Magnesiumreabsorption stört.
  • Parazellulärer Transport: Im dicken aufsteigenden Schenkel der Henle-Schleife erfolgt die Magnesiumreabsorption hauptsächlich über einen parazellulären Weg, der von der elektrischen Ladungsdifferenz über die Tubuluswand abhängig ist. Störungen in diesem Bereich können ebenfalls zu einer verminderten Reabsorption und somit zu einer Hypermagnesiämie führen.

Wusstest Du?

TRPM6 und TRPM7 sind Mitglieder der „Transient Receptor Potential Melastatin“ (TRP) Kanalfamilie, die eine wichtige Rolle bei der Regulierung der Magnesiumhomöostase im Körper spielen. Diese Kanäle sind entscheidend für die Aufnahme von Magnesium im Darm und die Reabsorption in den Nieren, wodurch sie wesentlich zur Aufrechterhaltung des Magnesiumgleichgewichts beitragen. TRPM6 finden wir fast ausschließlich in den Nieren und im Darm, während TRPM7 in vielen unterschiedlichen Körperzellen exprimiert wird. Wenn du mehr über diese Transporter wissen willst und durch welche Faktoren sie reguliert werden, dann findest du die Antwort in unserem Artikel zu Magnesium in Lebensmitteln.

Magnesiumüberdosierung und die Schilddrüse

Obwohl eine direkte Verbindung zwischen Magnesiumüberdosierung und Schilddrüsenfunktion selten diskutiert wird, spielt Magnesium eine Rolle im Stoffwechsel und könnte potenziell die Schilddrüsenhormonproduktion beeinflussen. In dieser Studie wurde untersucht, ob bei Patienten mit einer Autoimmunerkrankung der Schilddrüse die regelmäßige Gabe von Magnesium, Vitamin A und Zink zu einer Verbesserung der Symptomatik führen würde. Bei den Teilnehmern konnte durch die Supplementation die Menge an Schilddrüsenhormonen (FT4) erhöht werden und die Entzündungsparameter (hs-CRP) waren niedriger.

Die Nebenschilddrüse und Magnesium.

Die Nebenschilddrüse sitzt – wie der Name schon sagt – neben bzw. auf der Schilddrüse. Sie produziert das Parathormon, welches eine wichtige Rolle im Calcium-Haushalt spielt. Eine Überdosierung an Magnesium kann diesen Kreislauf beeinflussen, viel häufiger ist aber ein Mangel an Magnesium.

Hypomagnesiämie und Parathormon

  • Parathormonsekretion: Magnesium ist notwendig für die Sekretion von Parathormon durch die Nebenschilddrüsen. Parathormon ist ein Hormon, das wesentlich zur Regulierung der Kalzium- und Phosphatspiegel im Körper beiträgt. Bei niedrigen Magnesiumspiegeln kann die Sekretion von PTH gehemmt werden, was wiederum die Fähigkeit des Körpers beeinträchtigt, den Kalziumspiegel im Blut zu regulieren.
  • PTH-Wirkung: Selbst wenn Parathormon bei Magnesiummangel ausgeschüttet wird, kann ein Mangel an Magnesium die Wirksamkeit von PTH auf die Knochen und die Nieren reduzieren. Magnesium ist für die normale Reaktion dieser Gewebe auf PTH erforderlich. Ohne ausreichendes Magnesium können die Knochen Kalzium weniger effektiv freisetzen, und die Nieren können weniger Kalzium reabsorbieren, was zu niedrigeren Kalziumspiegeln führt.

Hypomagnesiämie und Hypokalzämie

  • Direkter Effekt auf Kalziumspiegel: Die Hemmung der PTH-Sekretion und -Wirkung durch Magnesiummangel führt direkt zu Hypokalzämie. Da PTH entscheidend für die Aufrechterhaltung der Kalziumhomöostase ist, führt eine verringerte PTH-Aktivität zu einer unzureichenden Kalziumfreisetzung aus den Knochen, einer verringerten Kalziumaufnahme aus dem Darm und einer reduzierten Kalziumrückresorption in den Nieren.
  • Langfristige Auswirkungen: Langfristig kann eine anhaltende Hypomagnesiämie, die mit Hypokalzämie verbunden ist, zu Knochenschwäche und einem erhöhten Risiko für Osteoporose führen.

Behandlung und Management

Die Behandlung von Hypomagnesiämie und damit verbundener Hypokalzämie umfasst die Korrektur des Magnesiummangels, oft durch orale oder intravenöse Magnesiumsupplementierung. In vielen Fällen führt die Wiederherstellung normaler Magnesiumspiegel zu einer Normalisierung des PTH-Spiegels und zur Korrektur der Hypokalzämie. Es ist wichtig, die zugrunde liegenden Ursachen des Magnesiummangels zu identifizieren und anzugehen, um ein Wiederauftreten zu verhindern.

Wusstest Du?

Das Forschungsinteresse an der Rolle von Magnesium in Bezug auf Langlebigkeit hat zur Initiierung der umfangreichen ROADMAP-Studie geführt, die noch bis ins Jahr 2024 andauert und deren Ergebnisse noch ausstehen. Diese Studie konzentriert sich darauf, wie Magnesium in Kombination mit Calcium und Phosphat an der Arterienverkalkung beteiligt ist. Ein Ungleichgewicht dieser Mineralien kann zu einer beschleunigten Verkalkung der Blutgefäße führen. Das Forschungsteam untersucht die Auswirkungen einer Supplementierung mit Magnesiumcitrat, sowohl mit als auch ohne die Zugabe eines Phosphatbinders, auf die Flexibilität der Arterien und die Reduktion von Verkalkungen. Das Ziel ist es, festzustellen, ob durch die Anpassung des Mineralienhaushalts die Gefäßgesundheit verbessert und somit potenziell die Langlebigkeit gefördert werden kann. Mehr dazu in unserem Artikel zu Magnesiumcitrat.

Was passiert bei einer Magnesium Überdosierung in der Schwangerschaft?

In der Schwangerschaft kann eine Magnesiumüberdosierung sowohl für die Mutter als auch für das ungeborene Kind Risiken bergen. Magnesiumsupplemente werden oft zur Behandlung oder Prävention bestimmter Schwangerschaftskomplikationen eingesetzt, aber eine übermäßige Zufuhr kann zu ähnlichen Symptomen wie oben beschrieben führen. Also Muskelschwäche, neurologische- und Herzrythmusstörungen. Eine sorgfältige Überwachung und Anpassung der Magnesiumzufuhr ist daher besonders in der Schwangerschaft wichtig, um sowohl Mangel als auch Überdosierung zu vermeiden. Ausführlicher gehen wir auf diesen Aspekt in dem Artikel zu Magnesium in der Schwangerschaft ein.

Behandlung einer Magnesiumüberdosierung

Die Behandlung einer Magnesiumüberdosierung konzentriert sich auf die Reduktion des Magnesiumspiegels im Blut. In leichten Fällen kann es ausreichen, die Einnahme von Magnesiumsupplementen zu stoppen. Bei schwereren Überdosierungen oder bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion können medizinische Interventionen notwendig sein, wie die intravenöse Gabe von Kalzium, das als Antagonist zu Magnesium wirkt, oder in extremen Fällen eine Dialyse.

Fazit

Eine Magnesiumüberdosierung ist selten, kann aber ernsthafte gesundheitliche Probleme verursachen, einschließlich Muskelschmerzen, neurologischer Symptome und Herzrhythmusstörungen. Besondere Vorsicht ist bei Personen mit eingeschränkter Nierenfunktion und in der Schwangerschaft geboten. Eine angemessene Überwachung und dosierte Einnahme von Magnesium können dazu beitragen, das Risiko einer Überdosierung zu minimieren.

Literatur

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