Ashwagandha

Ashwagandha

Ashwagandha, auch bekannt als „Withania somnifera“, ist eine Pflanze, die in der ayurvedischen Medizin seit Jahrhunderten verwendet wird. Du magst dich fragen, was diese Pflanze so besonders macht und wie sie wirkt. In der traditionellen Medizin werden ihr zahlreiche, gesundheitlichen Vorteile zugeschrieben. Welche davon lassen sich jedoch mit klinischen Studien belegen? Wir zeigen dir in diesem Artikel alles, was du über Ashwagandha wissen musst.

Was ist Ashwagandha?

Ashwagandha ist eine adaptogene Kräuterart, die zur Familie der Nachtschattengewächse (Solanaceae) gehört. Adaptogene sind Substanzen, die dem Körper helfen, sich an Stress anzupassen und ihn zu bewältigen. Die Wurzel der Pflanze wird traditionell verwendet, um eine Vielzahl von Beschwerden zu behandeln, von Stress und Angst bis hin zu Schlaflosigkeit und Entzündungen.

Woher kommt der Name?

Der Name „Ashwagandha“, abgeleitet aus dem Sanskrit, kombiniert „ashwa“, was Pferd bedeutet, mit „gandha“, das für Geruch steht. Dies spiegelt den charakteristischen Geruch der Wurzeln wider, der an Pferde erinnert, was der Pflanze im Deutschen gelegentlich den Namen „Pferdewurzel“ einbringt.

Eine weitere Bezeichnung, „Schlafbeere“, sowie der wissenschaftliche Name „Withania somnifera“, abgeleitet von „somnifer“, was schlafbringend heißt, weisen auf die schlaffördernden Eigenschaften der Pflanze hin.

Zusätzlich wird Ashwagandha auch als Winterkirsche und Indischer Ginseng bezeichnet, was die Vielfalt und Breite ihrer Anwendung und Wertschätzung unterstreicht.

Wo kommt Ashwagandha vor?

Ursprünglich kommt die Winterkirsche in Indien, dem Nahen Osten und Teilen Afrikas vor. Aufgrund ihrer Beliebtheit als Heilpflanze wird sie mittlerweile weltweit kultiviert.

Wie wirkt Ashwagandha?

Die Schlafbeere interagiert mit dem Neurotransmittersystem und den Stresswegen im Gehirn, indem sie den Cortisolspiegel moduliert, was zu einer Verringerung von Stress und Angst führen kann. Studien haben gezeigt, dass Ashwagandha die Gehirnfunktion verbessern, Stress reduzieren und zur Behandlung von Angststörungen beitragen kann.

Psychische Wirkung von Ashwagandha

Spezifisch auf die psychische Gesundheit bezogen, konnte in klinischen Studien eine Reduzierung von Stresssymptomen und Angst gezeigt. Diese Wirkungen werden teilweise auf die Fähigkeit der Pflanze zurückgeführt, den Cortisolspiegel, ein Stresshormon, zu senken.

Wie genau schafft es Ashwagandha Stress und Angst im Körper zu reduzieren? Um dieser Frage näher zu kommen, müssen wir uns einen weiteren Neurotransmitter genauer anschauen. GABA (Gamma-Aminobuttersäure)

Was ist GABA?

GABA ist ein wichtiger hemmender Neurotransmitter im Gehirn, der eine Schlüsselrolle bei der Regulierung der neuronalen Erregbarkeit spielt. Einfach ausgedrückt hilft GABA, das Gehirn zu beruhigen, indem es die Aktivität von Neuronen verlangsamt. Ein ausreichendes GABA-Niveau ist wichtig für die Entspannung, den Schlaf und die Stressbewältigung.

Wusstest Du?

Ein Kamillentee am Abend zur Entspannung hilft beim Einschlafen. Aber warum wirkt ausgerechnet Kamille beruhigend? Die Antwort versteckt sich höchst wahrscheinlich in einem Inhaltsstoff der Kamille, dem Apigenin. Dieses Molekül kann über die Blut-Hirn-Schranke ins Gehirn gelangen und wirkt dort ebenfalls auf die GABA-Rezeptoren. Außerdem spielt das Flavonoid eine Rolle im NAD-Stoffwechsel und wirkt durch die Herunterregulierung von IL-6 antientzündlich. Mehr dazu in unserem Apigenin-Artikel.

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Der Zusammenhang zwischen Ashwagandha und GABA

Ashwagandha enthält Verbindungen, die die Aktivität im GABAergen System beeinflussen können, also dem Teil des Nervensystems, der GABA als Neurotransmitter nutzt. Einige Forschungen deuten darauf hin, dass die Pflanze die Wirkung von GABA im Gehirn verstärken kann, ähnlich wie GABA selbst oder andere Substanzen, die GABA-Rezeptoren aktivieren. Das bedeutet, dass Ashwagandha dabei helfen könnte, das Nervensystem zu beruhigen und die Entspannung zu fördern, indem es indirekt die GABA-Aktivität erhöht.

Wie wirkt Ashwagandha über GABA?

Hier existieren verschiedene Theorien:

  1. Erhöhung der GABA-Verfügbarkeit: Ashwagandha könnte die Menge an verfügbarem GABA im Gehirn erhöhen oder dessen Wiederaufnahme verlangsamen, was die beruhigenden Effekte von GABA verstärkt.
  2. Modulation von GABA-Rezeptoren: Einige Inhaltsstoffe in der Pflanze könnten direkt an GABA-Rezeptoren binden und diese aktivieren, ähnlich wie GABA selbst, was zu einer verstärkten hemmenden Wirkung im Gehirn führt.

Praktische Auswirkungen

Die potenzielle Fähigkeit von Ashwagandha, die GABA-Aktivität zu modulieren, könnte erklären, warum es oft als natürliches Mittel gegen Angst, Stress und Schlafstörungen eingesetzt wird. Durch die Förderung einer GABA-ähnlichen Wirkung könnte die ayurvedische Pflanze helfen, das Nervensystem zu beruhigen und ein Gefühl der Entspannung zu fördern.

Schlaf
Ashwagandha kann nach einer größeren Meta-Studie die Schlafqualität verbessern.

Weniger Stress – besserer Schlaf?

Schlafen ist elementar wichtig für unsere Gesundheit, genauso wie ausreichende Bewegung und gesundes Essen. Während unserer Ruhephase laufen unbemerkt Dutzende von Vorgängen ab – die Abfallstoffe werden aus unserem Gehirn abtransportiert, die Hormonachsen werden wieder neu kalibriert und die Erlebnisse des Tages werden emotional verarbeitet. Wer mehr über den Schlaf wissen will, sollte sich Matthew Walkers Buch über das Schlafen näher ansehen.

Einer der Störfaktoren von Schlaf ist Stress. Zu hohe Cortisonspiegel lassen uns nur schwer erholsamen Schlaf finden. Das kann für eine Weile in Ordnung und sogar natürlich sein (wenn wir frisch verliebt sind, lässt uns die Aufregung, und das Cortisol, auch kaum Schlafen), aber sind unsere Cortisol-Spiegel dauerhaft erhöht, kann dies schädlich für uns sein. Hier kann Ashwagandha helfen. In einer großen Meta-Analyse wurde untersucht, wie sich die Pflanze auf unseren Schlaf auswirkt. Sie konnte signifikant die Schlafqualität verbessern, insbesondere bei Menschen, die unter einer sogenannten Insomie leiden. Die Forscher:innen vermuten, dass Ashwagandha durch seine GABA-ähnliche Wirkung den Schlaf verbessern kann.

Ashwagandha und neurodegenerative Erkrankungen (Alzheimer/Parkinson)

Neurodegenerative Erkrankungen wie Alzheimer und Parkinson sind durch den progressiven Verlust von Neuronen im Gehirn gekennzeichnet, was zu Gedächtnisverlust, kognitiven Beeinträchtigungen und motorischen Störungen führt. Die Forschung deutet darauf hin, dass Ashwagandha mehrere Eigenschaften besitzt, die bei der Bekämpfung dieser Erkrankungen nützlich sein könnten:

  1. Neuroprotektion: Die Schlafbeere enthält bioaktive Verbindungen wie Withanolide, die neuroprotektive Effekte haben können. Diese Verbindungen helfen, Neuronen vor den schädlichen Auswirkungen von oxidativem Stress und Entzündungen zu schützen, die zu neurodegenerativen Erkrankungen beitragen können.
  2. Reduktion von Beta-Amyloid-Plaques: Bei Alzheimer-Krankheit spielen Beta-Amyloid-Plaques eine zentrale Rolle bei der Degeneration von Neuronen. Studien haben gezeigt, dass Ashwagandha die Bildung dieser Plaques reduzieren und bestehende Plaques abbauen kann, was den Schutz von Neuronen und die Verbesserung der kognitiven Funktion unterstützt.
  3. Dopaminregulation: Bei Parkinson-Krankheit ist die Dopaminproduktion beeinträchtigt, was zu motorischen Symptomen führt. Die Schlafbeere könnte durch die Stabilisierung von Dopaminspiegeln und den Schutz dopaminerger Neuronen vor Schäden eine unterstützende Rolle spielen.

Ashwagandha und Blutzucker

Neben den potenziellen neuroprotektiven Effekten wird Ashwagandha auch eine regulierende Wirkung auf den Blutzuckerspiegel zugeschrieben:

  1. Verbesserung der Insulinsensitivität: Ashwagandha kann die Insulinsensitivität verbessern und damit helfen, den Blutzuckerspiegel effektiver zu regulieren. Dies ist besonders nützlich für Personen mit Insulinresistenz oder Typ-2-Diabetes.
  2. Reduktion von Glukosespiegeln: Einige Studien haben gezeigt, dass die Einnahme von Ashwagandha-Extrakt zu einer signifikanten Reduktion der Blutzuckerspiegel bei Diabetikern sowie bei gesunden Individuen führen kann.
  3. Stressreduktion und metabolische Effekte: Da Stress den Blutzuckerspiegel negativ beeinflussen kann, hilft die stressreduzierende Wirkung von Ashwagandha indirekt, den Blutzucker zu stabilisieren. Zudem kann die adaptogene Wirkung des Krauts die allgemeine metabolische Gesundheit unterstützen.

Wusstest Du?
Ein weiteres, natürliches Molekül, welches sowohl Glukosespitzen verringert, als auch die Insulinresistenz verbessert, ist Berberin. In seiner Wirkungsweise ähnelt es dem Medikament Metformin und könnte auch über den AMPK-Pfad positiv auf die Langlebigkeit wirken – zumindest deuten die Tierstudien darauf hin. Zusammen mit Vitamin C und Phospholipiden lässt sich die sonst schlechte Bioverfügbarkeit und damit die Absorption von Berberin steigern. Mehr darüber findest du in unserem Berberin-Artikel.

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Gemeinsam mit Berberin bildet Carnosin durch den Einfluss auf den Zuckerstoffwechsel das Sugar Stabilizer Kit von MoleQlar.

Welche Dosierungen von Ashwagandha?

Die Dosierung von Ashwagandha kann variieren, typische Dosierungen in Studien reichen von 300 mg bis 500 mg Extrakt täglich, aufgeteilt in zwei Dosen. Es ist wichtig, mit einer niedrigeren Dosis zu beginnen und die Wirkung zu beobachten, bevor man sie erhöht.

Welche Nebenwirkungen können durch Ashwagandha auftreten?

Ashwagandha wird im Allgemeinen gut vertragen, aber wie bei jedem Ergänzungsmittel können Nebenwirkungen auftreten, darunter:

  • Magen-Darm-Beschwerden
  • Schläfrigkeit
  • Kopfschmerzen
  • Allergische Reaktionen

Nebenwirkungen

Die oben genannten sind die häufigsten Nebenwirkungen. Bei Personen mit bestimmten Vorerkrankungen oder die bestimmte Medikamente einnehmen, können weitere spezifische Wechselwirkungen auftreten.

Ashwagandha und Leberschäden?

Obwohl Ashwagandha in der traditionellen Anwendung als sicher gilt und viele Studien positive Effekte ohne schwere Nebenwirkungen berichtet haben, gibt es vereinzelte Berichte über mögliche Zusammenhänge zwischen der Einnahme von Ashwagandha und Leberschäden. Es ist wichtig zu beachten, dass solche Fälle selten sind und oft weitere Forschung erfordern, um klare Ursache-Wirkungs-Beziehungen zu etablieren.

  • Fallberichte und Studien: Es gibt einige Fallberichte, in denen Personen nach der Einnahme von Ashwagandha-Ergänzungen Leberschäden entwickelt haben. In diesen Berichten wird vermutet, dass Ashwagandha oder Verunreinigungen im Produkt die Ursache sein könnten. Solche Fälle sind jedoch relativ selten im Vergleich zur breiten Anwendung von Ashwagandha.
  • Mögliche Erklärungen: Mögliche Leberschäden durch Ashwagandha könnten auf mehrere Faktoren zurückzuführen sein, einschließlich Überdosierung, individueller Empfindlichkeit, Interaktionen mit anderen Medikamenten oder Nahrungsergänzungsmitteln, oder die Verwendung von Produkten minderer Qualität, die Verunreinigungen enthalten könnten.

Und was ist mit der Schilddrüse?

Die Schilddrüse, auch als „Dirigentin des Stoffwechsels“ bezeichnet, ist ein kleines Organ, was sich rund um unseren Schildknorpel am Hals befindet. Diese Drüse produziert verschiedene Hormone (hauptsächlich die Schilddrüsenhormone, genannt T3 und T4), welche unseren Stoffwechsel beeinflussen. In Studien konnte gezeigt werden, dass Ashwagandha sich auf verschiedene Arten auf die Schilddrüse auswirken kann:

  • Regulierung der Schilddrüsenhormonproduktion: Ashwagandha kann die Schilddrüse stimulieren, was zu einer erhöhten Produktion von Schilddrüsenhormonen führen kann. Dies ist besonders relevant für Personen mit einer unteraktiven Schilddrüse (Hypothyreose), bei der die Schilddrüse nicht genügend Hormone produziert.
  • Anpassung an Stress: Ashwagandha ist bekannt für seine adaptogenen Eigenschaften, d.h., es hilft dem Körper, sich an Stress anzupassen. Da Stress die Funktion der Schilddrüse beeinträchtigen kann, indem er die Produktion von Schilddrüsen-stimulierendem Hormon (TSH) durch die Hypophyse stört, kann die Fähigkeit von Ashwagandha, Stress zu reduzieren, indirekt eine gesunde Schilddrüsenfunktion unterstützen.
  • Gleichgewicht von T4 zu T3: Es gibt Hinweise darauf, dass Ashwagandha nicht nur die Gesamtproduktion von Schilddrüsenhormonen beeinflussen kann, sondern auch dabei helfen kann, ein gesundes Gleichgewicht zwischen Thyroxin (T4) und Triiodthyronin (T3) zu fördern. T3 ist die aktive Form des Hormons, und die Umwandlung von T4 zu T3 ist ein wichtiger Schritt für die metabolische Gesundheit

Forschungsergebnisse:

Einige Studien haben positive Effekte von Ashwagandha auf die Schilddrüsenfunktion gezeigt, insbesondere bei Personen mit Hypothyreose (Unterfunktion der Schilddrüse). Zum Beispiel zeigte eine Studie, dass die Einnahme von Ashwagandha-Extrakt über einen bestimmten Zeitraum zu signifikanten Verbesserungen der Schilddrüsenhormonspiegel (TSH, T3 und T4) bei Personen mit Hypothyreose führte. Vorsicht ist geboten, wenn du bereits Schilddrüsenhormone nimmst. Am besten frage bei deiner behandelnden Ärztin, deinem behandelnden Arzt nach.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Ashwagandha aufgrund seiner vielfältigen gesundheitlichen Vorteile und seiner adaptogenen Eigenschaften eine wertvolle Ergänzung für diejenigen sein kann, die ihr allgemeines Wohlbefinden verbessern möchten. Es ist jedoch wichtig, die Qualität der Ashwagandha-Produkte zu berücksichtigen und bei der Anwendung eine verantwortungsvolle Dosierung zu praktizieren. Weitere Forschung wird dazu beitragen, das volle Potenzial von Ashwagandha zu verstehen und zu nutzen.

Literatur

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  • Akhgarjand, Camellia et al. “Does Ashwagandha supplementation have a beneficial effect on the management of anxiety and stress? A systematic review and meta-analysis of randomized controlled trials.” Phytotherapy research : PTR vol. 36,11 (2022): 4115-4124. Link
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  • Sharma, Ashok Kumar et al. “Efficacy and Safety of Ashwagandha Root Extract in Subclinical Hypothyroid Patients: A Double-Blind, Randomized Placebo-Controlled Trial.” Journal of alternative and complementary medicine (New York, N.Y.) vol. 24,3 (2018): 243-248. Link
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