Was ist Melatonin?
Melatonin ist ein natürliches Hormon, das von der Zirbeldrüse – einer kleinen, erbsenförmigen Drüse in der Mitte des Gehirns – produziert wird. Es ist entscheidend für unseren Schlaf-Wach-Zyklus und wird manchmal als “Schlafhormon” bezeichnet. Die Produktion von des Moleküls ist von der Helligkeit unserer Umgebung abhängig. In der Dunkelheit wird mehr produziert, was uns schläfrig macht, während die Produktion in hellem Licht sinkt, was uns wach und „alert“ hält.
Die primäre Funktion ist die Regulierung des Schlafes. Der Vitalstoff signalisiert unserem Körper, wann es Zeit ist zu schlafen und aufzuwachen. Dies ist eng mit unserem zirkadianen Rhythmus verbunden, der internen Uhr, die unseren täglichen Zyklus von Schlaf und Wachsein bestimmt. Melatonin spielt eine wesentliche Rolle bei der Einstellung dieses Rhythmus, basierend auf dem Licht, dem wir ausgesetzt sind.
Lebensstiländerungen können die körpereigene Produktion beeinflussen. Beispielsweise kann eine Änderung der Schlafgewohnheiten, der Ernährung oder der Lichtexposition den Melatoninspiegel im Körper beeinflussen. Das blaue Licht, das häufig von elektronischen Geräten wie Smartphones und Computern ausgestrahlt wird, kann die Melatoninproduktion hemmen und dadurch das Einschlafen erschweren. Daher wird empfohlen, die Exposition gegenüber blauem Licht in den Abendstunden zu reduzieren, um eine gute Schlafqualität zu gewährleisten.
In diesem Artikel findest du viele weitere Informationen zum Thema blaues Licht und Schlafqualität.
Wo kommt Melatonin vor?
Neben Nahrungsergänzungsmitteln kann das Molekül auch in bestimmten Lebensmitteln enthalten sein. Dazu gehören Obst und Gemüse wie Kirschen, Mais, Spargel, Tomaten, Granatäpfel, Oliven, Weintrauben, Brokkoli und Gurken. Einige Getreidesorten, Nüsse und Samen wie Reis, Gerste, Hafer, Walnüsse und Leinsamen enthalten ebenfalls höhere Mengen. Außerdem kommt es in einigen Proteinen vor, darunter Geflügel, Fisch und Milchprodukte. [1]
.Wie bereits erwähnt, produziert unser Gehirn ebenfalls Melatonin. Das beginnt mit der Aminosäure Tryptophan. Es wird mit Hilfe von Enzymen in eine andere Verbindung namens 5-Hydroxytryptophan umgewandelt. Diese wird dann in Serotonin umgewandelt, ein Neurotransmitter, der mit Wohlbefinden und Glücksgefühlen in Verbindung gebracht wird. Wenn es dunkel wird, wird das Serotonin in der Zirbeldrüse in Melatonin umgewandelt. Die Zirbeldrüse setzt dann das Schlafhormon in den Blutkreislauf frei.
Gesundheitliche Wirkung von Melatonin
Schlafqualität und -dauer
In einer doppelblinden Studie wurde die Wirksamkeit von Melatonin zur Verbesserung des Schlafes bei Krebspatienten mit Insomnie untersucht. 50 Patienten erhielten entweder 3 mg Melatonin oder ein Placebo oral täglich für 14 Tage. Die Ergebnisse zeigten signifikante Unterschiede zugunsten der Melatonin-Behandlung hinsichtlich klinisch relevanter Verbesserungen bei Insomnie. [2]
In einer großen Metaanalyse wurden die Auswirkungen von Melatonin auf primäre Schlafstörungen anhand von 19 Studien mit 1683 Teilnehmern untersucht. Im Vergleich zu Placebos reduzierte es signifikant die Zeit bis zum Einschlafen und erhöhte die Gesamtschlafzeit. Langzeitstudien und Studien mit höheren Dosen zeigten größere Auswirkungen auf die Reduzierung der Schlafanfangslatenz und die Verlängerung der Gesamtschlafzeit. Die allgemeine Schlafqualität verbesserte sich signifikant bei Probanden, die Melatonin einnahmen im Vergleich zu Placebos. Die Ergebnisse suggerieren, dass das Molekül langfristig die Schlafanfangslatenz verringert, die Gesamtschlafzeit erhöht und die allgemeine Schlafqualität verbessert. [3]
Hier erfährst du, wieso Schlaf ein vergessener Schlüssel zur Langlebigkeit ist
Gastroösophageale Refluxkrankheit
In dieser Studie wurde die Rolle von exogenem Melatonin in der Behandlung von gastroösophagealer Refluxkrankheit (GERD) bei 36 Personen untersucht. Die Teilnehmer wurden in vier Gruppen aufgeteilt und mit Melatonin allein, einem Säureblocker allein oder einer Kombination aus beiden über 4 und 8 Wochen behandelt. Die Ergebnisse zeigten, dass das “Schlafhormon”, allein oder in Kombination mit dem PPI, zur Verbesserung der Refluxkrankheit beiträgt, wobei der Säureblocker allein wirksamer war im Vergleich zur Melatonin Monotherapie. Das Fazit der Forscher: Melatonin ist ein vielversprechendes therapeutisches Mittel zur Behandlung von GERD, allerdings sind weitere Studien erforderlich, um die Wirksamkeit und Langzeitsicherheit von Melatonin zu bestätigen. [4]
Menschliches Wachstumshormon
In einer doppelblinden, randomisierten Crossover-Studie wurde der Einfluss von exogenem Melatonin in unterschiedlichen Dosen (0,05 mg, 0,5 mg oder 5,0 mg) auf die Ausschüttung von Hypophysenhormonen bei acht gesunden männlichen Freiwilligen untersucht. Die Ergebnisse zeigten, dass Melatonin dosisabhängige Veränderungen in den zirkulierenden Konzentrationen von Oxytocin und Vasopressin verursachte, wobei eine Dosis von 0,5 mg stimulierend und 5,0 mg hemmend wirkte. Diese beiden Dosen stimulierten die Freisetzung von Wachstumshormonen. [5]
Melatonin & Longevity
Studien haben gezeigt, dass Melatonin möglicherweise eine Rolle bei der Verlängerung der Lebensdauer und der Gesundheit im Alter spielen kann. [6] Eine Studie aus dem Jahr 2017 hat einen Zusammenhang zwischen Melatonin und zellulärer Gesundheit aufgedeckt, was zur Langlebigkeit beiträgt. [7]
Die Produktion von Melatonin nimmt mit dem Alter ab, was zu einer Vielzahl von altersbedingten Gesundheitsproblemen führen kann. Daher wird angenommen, dass die Erhaltung hoher Melatoninspiegel im Körper dazu beitragen kann, die negativen Auswirkungen des Alterns zu verzögern oder zu minimieren.
Quellen:
- https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/28387721/
- https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/28387721/
- https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3656905/
- https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/20082715/
- https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/10594526
- https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/12607824/
- https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/27836641/