Als im September 2019 das Buch ‚Lifespan – Why we age and why we don’t have to’ erschien, war David A. Sinclair, PhD zwar bekannt, aber noch nicht der Shootingstar der Longevity-Szene, der er heute ist. Das Buch, welches auf Deutsch unter dem Titel ‚Das Ende des Alterns – die revolutionäre Medizin von morgen‘ erschien, katapultierte den australischen Biologen und Professor für Genetik an der Harvard Medical School an die Spitze von Bestseller-Listen in dutzenden Ländern. Und nicht nur das.
Die gut fundierte und manchmal heitere Erzählung vom Wissen um Alterungsprozesse und deren Ursachen, machte ihn zu einem der renommiertesten Alternsforscher weltweit mit einer Reichweite weit über die Grenzen der Wissenschaftscommunity hinaus.
David Sinclair und seinem Co-Autor Matthew D. LaPlante ist etwas gelungen, was nur wenige bisher fertiggebracht haben. Sie haben einen Nerv getroffen und alltägliche Menschen für die Wissenschaft des Alterns begeistert. Sie haben es geschafft, dass sich Leute damit beschäftigen, was sie persönlich für ihre Gesundheit und Langlebigkeit tun können.
Für Sinclair ist Altern eine Krankheit, die heilbar ist. An diesem Punkt rücken seine Ausführungen von der bloßen Information ab und bekommen Empfehlungscharakter. Der australische Wissenschaftler formuliert nämlich nicht nur bloße Lippenbekenntnisse, sondern lebt seine Forschung auch selbst. Nicht erst seit Lifespan, sondern schon einige Jahrzehnte länger. Im Buch und in zahlreichen Interviews gibt er bereitwillig preis, welche Schritte er selbst setzt, um lange gesund zu bleiben. So auch im neuen Lifespan-Podcast, den er gemeinsam mit Matthew D. LaPlante aufnimmt.
Sinclairs Anti-Aging Rezept
Das hat sich im Laufe der Jahre verändert und sieht derzeit (laut seinem Lifespan-Podcast und anderen rezenten Interviews) wie folgt aus:
- 800 mg Metformin (abends): Das Molekül (EU-weit in der Regel als Arzneimittel eingestuft) wird typischerweise zur Behandlung von Diabetes mellitus Typ 2 angewendet, da es zu einer verbesserten Verwertung von Glucose im Körper führt. Es setzt am Langlebigkeitspfad AMPK an.
- 1 g NAD Booster in Wasser aufgelöst (morgens): NAD Booster setzen an den Sirtuinen an.
- 1 g Resveratrol gemischt mit zwei bis drei Löffeln Joghurt (morgens): Resveratrol kommt besonders in ausgewählten Rotweinsorten (Pinot Noir) vor und ist ein bekanntes Polyphenol mit antioxidativen Eigenschaften. Das Supplement setzt ebenso wie NAD Booster an den Sirtuinen, einer Familie von Langlebigkeitsgenen, an.
- 1000 mg Betain (TMG) in Wasser aufgelöst: Mit seinen zahlreichen Methylgruppen soll TMG der vermehrten Ausscheidung eben dieser durch die Einnahme von NAD-Boostern entgegenwirken.
Erst kürzlich hat Sinclair sein Molekül-Portfolio um drei weitere Stoffe erweitert:
- 1 mg Spermidin: Spermidin kommt vor allem in Sojaprodukten und Weizenkeimen in konzentrierter Form vor. Es soll Autophagie stimulieren und nach Aussagen von Sinclair auch stabilisierende Auswirkungen auf das Epigenom besitzen.
- Quercetin: Das Molekül ist in zahlreichen Pflanzen enthalten und zählt ebenso wie Resveratrol zur Gruppe der Polyphenole. Es ist aktuell Gegenstand intensiver Forschungen im Longevity-Bereich.
- Fisetin: Fisetin ist ebenfalls ein Polyphenol, dem in Tiermodellen vergleichbare Effekte mit Resveratrol bescheinigt werden.
Du möchtest mehr über die vier Langlebigkeitspfade erfahren? Hier geht’s zum Artikel über die Wege zum Jungbrunnen.
Ernährungsroutine und Bewegung
Das Mittagessen lässt der in den USA lebende Forscher aus. Seine einzige Mahlzeit am Tag nimmt Sinclair am Abend zu sich. Er ist damit Vertreter der OMAD-Diät (One-Meal-A-Day). Vom zwischenzeitlichen Fasten verspricht er sich die Aktivierung der Autophagie – einem Selbstreinigungsprozess unserer Zellen. Die Einnahme der Moleküle am Morgen unterbricht das Fasten laut seinen Aussagen nicht.
Eine erst kürzlich erschienene Studie zeigt zahlreiche Vorteile von Sinclairs Fastenmethode auf. Hierbei wurden zwei Gruppen mit identischer täglicher Kalorienaufnahme verglichen. Eine Gruppe bestand aus Personen mit nur einer Mahlzeit am Tag (OMAD) und die andere Gruppe aus Personen die sich “normal” ernähren (drei Mahlzeiten am Tag). Die OMAD-Gruppe verbrannte bis Studienende mehr Körperfett und hatte niedrigere Blutzuckerspiegel bei gleichbleibender Muskelmasse und sportlicher Leistungsfähigkeit.
Die spezielle Ernährungsroutine ergänzt David Sinclair dann noch durch körperliche Bewegung. Drei mal die Woche 10 Minuten außer Atem lautet seine Basisempfehlung. Ergänzend greift er routinemäßig zu Hanteln und Gewichten – auch in seinem Büro. Dort versteckt sich unter seinem Schreibtisch außerdem ein kleiner Stepper, damit den Beinen während dem Sitzen nicht langweilig wird.
Sinclair ist überzeugt, dass dieser Ansatz sein eigenes Altern verlangsamen wird. Worauf basiert diese Überzeugung? Auf zahlreichen wissenschaftlichen Erkenntnissen, die ihm und tausenden anderen Forscherinnen und Forschern weltweit zu verdanken sind.